Webblogeintrag Thomas Hortmann
Leben & Arbeiten
in Reading/UK
Hello from
Reading.
Ich bin
Thomas, 37 Jahre alt und besuche das letzte Jahr meiner Ausbildung zum Groß- und
Außenhandelskaufmann am Paul-Spiegel Berufskolleg in Warendorf.
Ich arbeite
bei der Firma Voxtron in Ahlen, die seit Oktober 2014 zur Enghouse Interactive
Gruppe gehört, einem kanadischen Unternehmen, das ebenfalls einen Unternehmensstandort
in Reading/England besitzt. Von dort aus wird der gesamte finanzielle Sektor für
die Produkte und Unternehmen auch in Deutschland gesteuert.
In
Zusammenarbeit mit dem Erasmus+ individuell Programm und dem Paul Spiegel
Berufskolleg war es mir möglich ein dreiwöchiges Praktikum bei unserer
Finanzadministration dort zu absolvieren.
Reading ist
eine Stadt mit ca. 150.000 Einwohnern und einem hohem sozialen Gefälle der
Stadtteile. Ich hatte ein Zimmer bei einer Familie in Caversham Heights in
Reading, dem sehr wohlhabenden Teil der Stadt. In teilweise idyllischen
Wohngebieten sah man zwar kleine aber auch architektonisch tolle Häuser in
zumeist baulich gutem Zustand. Jeden Morgen schlängelte sich der Bus durch
diese engen Wohngebiete zur Reading Station, wo ich dann umsteigen musste, um
durch Reading Central nach Whitley Woods zu gelangen. Was man dort an Wohnung
und Häusern und vor allem deren Zuständen (oftmals baufällig, ungepflegt und
heruntergekommen) zu sehen bekam, war schon sehr erschreckend.
Besonders
positiv auffällig ist allerdings die Aufmerksamkeit und Freundlichkeit der
Menschen in England. Ich habe mich fast erschrocken als der Kassierer an der
Supermarkt Kasse abends fragte wie es mir ginge und wie mein Tag war. Das hatte
ich an einer deutschen Kasse so noch nie zu hören bekommen. Das hat mich sehr
positiv überrascht.
Das Büro von
Enghouse liegt im ersten Stock eines großen Bürogebäudes am Ende eines
Gewerbegebiets. Es ist ein Großraumbüro mit ca. 80 Mitarbeitern, was alle
Abteilungen wie Vertrieb, Buchhaltung, Marketing oder IT einschließt.
Ich arbeitete während meiner drei Wochen in der Buchhaltung. Dort war es meine Aufgabe Abläufe,
Prozesse und Denkweisen der englischen Kollegen kennen und verstehen zu
lernen. Es ging um Provisionsabrechnungen, die Umsatzsteueranmeldung, Schreiben
von Rechnungen für deutsche Produkte ein England, Erstellen von Gutschriften
und Stornierungen, Bereinigung und Erstellung von Kundenlisten für die
deutschen Produkte und vor allem die Verbesserung der Kommunikation zwischen
den Kollegen in Deutschland und England und die Funktion einer Ansprechperson
für die englischen Kollegen in Deutschland, die ich dann auch mit großer
Wahrscheinlichkeit nach der Ausbildung bei Voxtron/Enghouse übernehmen
soll.
Mein typischer
Tag in Reading begann um 8 Uhr mit der Busfahrt zum Bahnhof. Nach Umstieg,
Weiterfahrt und kurzem Fußweg war ich dann immer um ca. 9 Uhr im Büro. Dort
erledigte ich dann meine anstehenden Aufgaben, die mir meine Kollegin und auch
dortige Betreuerin Jayne oder ihr Kollege Gary zugeteilt hatten. Nach
anfänglichen Schwierigkeiten dem sprachlichen Tempo der englischen Kollegen zu
folgen, gelang das nach den ersten Tagen immer besser. Weiterhin versuchte ich
auch immer nach Absprache mit meinem Vorgesetzten in Deutschland Gespräche zu
führen, um Dinge besser zu verstehen bzw. die deutsche Vorgehens- und
Arbeitsweise zu erklären und zusammen mit den Kollegen Verbesserungspotential
zu finden. Dort hatten sich in den drei Wochen auch schon viele Kleinigkeiten
angesammelt, die wir in Zukunft besser machen und optimieren können und zum
Teil schon direkt umgesetzt haben. Wenn gerade etwas Leerlauf war, hatte ich
durch die datentechnische Verbindung nach Deutschland auch die Möglichkeit den
deutschen und österreichischen Kollegen aus der Ferne zu helfen. Die
Pausenzeiten konnte ich mir im Großen und Ganzen selber einteilen, so dass ich
meistens zwischen 17 und 17.30 Uhr dann Feierabend machen konnte.
Die
Wochenenden waren frei und besonders am ersten freien Samstag habe ich die Nähe
von Reading zu London genutzt, um eine Tagestour in die englische Hauptstadt zu
machen. Mit dem Zug fährt man aus Reading zum legendären Bahnhof Paddington nur
ca. eine halbe Stunde. Dort angekommen hat es mich dann in den Süden Londons
verschlagen und ich habe mir Live vor Ort das älteste Tennisturnier der Welt in
Wimbledon angeschaut. Das mit Angelique Kerber noch eine Deutsche im Damen
Finale stand, war sicherlich ein angenehmer Zufall. Auf dem legendären „Henman
Hill“ habe ich inmitten einer großen Menschenmasse dann das Finale verfolgt und
noch weitere tolle Eindrücke aus diesem elitären „All England Lawn Tennis and
Croquet Club“ mitgenommen. Weiterhin durfte in London der Besuch des Piccadilly
Circus, Westminster Abbey und Big Ben, des Buckingham Palace und der Tower Bridge
nicht fehlen.
Insgesamt
kann ich sagen, dass ich unheimlich prägende drei Wochen in England hinter mir
habe und das nicht als Tourist in London, sondern als normaler Teilnehmer des
täglichen englischen Lebens in Reading. Diese Erfahrung wie die Engländer leben
und arbeiten, wird mir im täglichen Berufsleben in Deutschland sicherlich helfen
Dinge und Verhalten besser zu verstehen und mit den englischen Kollegen besser
zusammen zu arbeiten. Eine der wichtigsten Erfahrungen ist allerdings, dass man
bereits nach wenigen Tagen in der Landessprache denkt und sich ausnahmslos
verständigen muss. Mein Englisch ist deutlich sicherer geworden und der bereits
vorhandene Wortschatz hat sich gefestigt und erweitert. Ich kann jedem Schüler
nur empfehlen diese Erfahrung mit zu nehmen, und sich über einige Wochen auf
Kultur und Sprache eines Landes einzulassen.
Bye from
Reading
Thomas