Montag, 19. September 2016

Thomas Hortmann bei der Firma Enghouse Interactive Group in Reading (England)


Webblogeintrag Thomas Hortmann


Leben & Arbeiten in Reading/UK


Hello from Reading.

Ich bin Thomas, 37 Jahre alt und besuche das letzte Jahr meiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann am Paul-Spiegel Berufskolleg in Warendorf.
Ich arbeite bei der Firma Voxtron in Ahlen, die seit Oktober 2014 zur Enghouse Interactive Gruppe gehört, einem kanadischen Unternehmen, das ebenfalls einen Unternehmensstandort in Reading/England besitzt. Von dort aus wird der gesamte finanzielle Sektor für die Produkte und Unternehmen auch in Deutschland gesteuert.
In Zusammenarbeit mit dem Erasmus+ individuell Programm und dem Paul Spiegel Berufskolleg war es mir möglich ein dreiwöchiges Praktikum bei unserer Finanzadministration dort zu absolvieren.

Reading ist eine Stadt mit ca. 150.000 Einwohnern und einem hohem sozialen Gefälle der Stadtteile. Ich hatte ein Zimmer bei einer Familie in Caversham Heights in Reading, dem sehr wohlhabenden Teil der Stadt. In teilweise idyllischen Wohngebieten sah man zwar kleine aber auch architektonisch tolle Häuser in zumeist baulich gutem Zustand. Jeden Morgen schlängelte sich der Bus durch diese engen Wohngebiete zur Reading Station, wo ich dann umsteigen musste, um durch Reading Central nach Whitley Woods zu gelangen. Was man dort an Wohnung und Häusern und vor allem deren Zuständen (oftmals baufällig, ungepflegt und heruntergekommen) zu sehen bekam, war schon sehr erschreckend.
Besonders positiv auffällig ist allerdings die Aufmerksamkeit und Freundlichkeit der Menschen in England. Ich habe mich fast erschrocken als der Kassierer an der Supermarkt Kasse abends fragte wie es mir ginge und wie mein Tag war. Das hatte ich an einer deutschen Kasse so noch nie zu hören bekommen. Das hat mich sehr positiv überrascht.

Das Büro von Enghouse liegt im ersten Stock eines großen Bürogebäudes am Ende eines Gewerbegebiets. Es ist ein Großraumbüro mit ca. 80 Mitarbeitern, was alle Abteilungen wie Vertrieb, Buchhaltung, Marketing oder IT einschließt.
Ich arbeitete während meiner drei Wochen in der Buchhaltung. Dort war es meine Aufgabe Abläufe, Prozesse und Denkweisen der englischen Kollegen kennen und verstehen zu lernen. Es ging um Provisionsabrechnungen, die Umsatzsteueranmeldung, Schreiben von Rechnungen für deutsche Produkte ein England, Erstellen von Gutschriften und Stornierungen, Bereinigung und Erstellung von Kundenlisten für die deutschen Produkte und vor allem die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Kollegen in Deutschland und England und die Funktion einer Ansprechperson für die englischen Kollegen in Deutschland, die ich dann auch mit großer Wahrscheinlichkeit nach der Ausbildung bei Voxtron/Enghouse übernehmen soll.   

Mein typischer Tag in Reading begann um 8 Uhr mit der Busfahrt zum Bahnhof. Nach Umstieg, Weiterfahrt und kurzem Fußweg war ich dann immer um ca. 9 Uhr im Büro. Dort erledigte ich dann meine anstehenden Aufgaben, die mir meine Kollegin und auch dortige Betreuerin Jayne oder ihr Kollege Gary zugeteilt hatten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten dem sprachlichen Tempo der englischen Kollegen zu folgen, gelang das nach den ersten Tagen immer besser. Weiterhin versuchte ich auch immer nach Absprache mit meinem Vorgesetzten in Deutschland Gespräche zu führen, um Dinge besser zu verstehen bzw. die deutsche Vorgehens- und Arbeitsweise zu erklären und zusammen mit den Kollegen Verbesserungspotential zu finden. Dort hatten sich in den drei Wochen auch schon viele Kleinigkeiten angesammelt, die wir in Zukunft besser machen und optimieren können und zum Teil schon direkt umgesetzt haben. Wenn gerade etwas Leerlauf war, hatte ich durch die datentechnische Verbindung nach Deutschland auch die Möglichkeit den deutschen und österreichischen Kollegen aus der Ferne zu helfen. Die Pausenzeiten konnte ich mir im Großen und Ganzen selber einteilen, so dass ich meistens zwischen 17 und 17.30 Uhr dann Feierabend machen konnte.

Die Wochenenden waren frei und besonders am ersten freien Samstag habe ich die Nähe von Reading zu London genutzt, um eine Tagestour in die englische Hauptstadt zu machen. Mit dem Zug fährt man aus Reading zum legendären Bahnhof Paddington nur ca. eine halbe Stunde. Dort angekommen hat es mich dann in den Süden Londons verschlagen und ich habe mir Live vor Ort das älteste Tennisturnier der Welt in Wimbledon angeschaut. Das mit Angelique Kerber noch eine Deutsche im Damen Finale stand, war sicherlich ein angenehmer Zufall. Auf dem legendären „Henman Hill“ habe ich inmitten einer großen Menschenmasse dann das Finale verfolgt und noch weitere tolle Eindrücke aus diesem elitären „All England Lawn Tennis and Croquet Club“ mitgenommen. Weiterhin durfte in London der Besuch des Piccadilly Circus, Westminster Abbey und Big Ben, des Buckingham Palace und der Tower Bridge nicht fehlen.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich unheimlich prägende drei Wochen in England hinter mir habe und das nicht als Tourist in London, sondern als normaler Teilnehmer des täglichen englischen Lebens in Reading. Diese Erfahrung wie die Engländer leben und arbeiten, wird mir im täglichen Berufsleben in Deutschland sicherlich helfen Dinge und Verhalten besser zu verstehen und mit den englischen Kollegen besser zusammen zu arbeiten. Eine der wichtigsten Erfahrungen ist allerdings, dass man bereits nach wenigen Tagen in der Landessprache denkt und sich ausnahmslos verständigen muss. Mein Englisch ist deutlich sicherer geworden und der bereits vorhandene Wortschatz hat sich gefestigt und erweitert. Ich kann jedem Schüler nur empfehlen diese Erfahrung mit zu nehmen, und sich über einige Wochen auf Kultur und Sprache eines Landes einzulassen.

Bye from Reading

Thomas




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